Rubikon deckt auf: Legaler Betrug – Wie deutsche Lebensversicherer ihre Kunden hintergehen
Die deutschen Lebensversicherer behandeln ihre Kunden seit Jahren schlecht und machen hierfür die Niedrigzinspolitik verantwortlich. Die Rubikon-Studie deckt auf: In Wirklichkeit sind Allianz & Co höchst profitable Konzerne. Mit einer Umsatzrendite von 20,56 Prozent (im Jahr 2016) zeigen sie sich ungefähr doppelt so erfolgreich wie die Automobilindustrie. Der Rohüberschuss stieg auf ein Rekordniveau von 22,7 Milliarden Euro (2016). Gleichzeitig gelingt es ihnen, diesen Erfolg vor der Öffentlichkeit zu verschleiern, vor allem indem Gewinne klein gerechnet werden und gewaltige Beträge in Reservepositionen versteckt werden. So betrug der offiziell ausgewiesene Gewinn der Branche „nur“ rund 1,5 Milliarden Euro. Dafür stieg die Summe in jenen Finanztöpfen, in die Gelder ausgegliedert werden ohne dass die Kunden hieraus einen direkten Anspruch haben, auf nahezu unglaubliche 233 Milliarden Euro. Die Folge sind dramatisch sinkende Überschussbeteiligungen für die Kunden. Über die niedrige Garantieverzinsung hinaus bekommen immer mehr Kunden keinen Cent mehr zugeteilt. Die Versprechungen der Vergangenheit sind nichts mehr wert. Dieser Aderlass liegt nicht an der Niedrigzinsphase. Die Rubikon-Studie zeigt: die Gewinnquellen der Lebensversicherer sprudeln weiter ungebremst. Der dickste Posten: Zins- und Kapitalerträge von über 47 Milliarden Euro (2016). Denn die Konzerne haben sich von dem niedrigen Zinsniveau weitgehend abgekoppelt und erzielen seit Jahren eine Netto-Verzinsung ihrer Kapitalanlgen von deutlich über 4 Prozent. Dazu kommen milliardenschwere Kosten- und Risikogewinne. Diese Gewinnquellen haben den Vorteil, dass die Konzerne die Höhe der Erträge weitgehend selbst steuern können. So setzen die Lebensversicherer laut Rubikon-Studie ihre Verwaltungskosten systematisch um mehr als das Doppelte zu hoch an. So entstehen automatisch Kostengewinne – völlig risikolos.
Die Kunden haben davon wenig: die garantierte Verzinsung sank für Neuverträge im laufenden Jahr auf den Tiefstwert von 0,16 Prozent. Immer mehr Kunden – vor allem jene, die vor einigen Jahren abgeschlossen haben – bekommen keinerlei Überschussbeteiligung mehr zugeteilt. Laut Rubikon-Studie liegt das nicht zuletzt daran, dass die Konzerne erfolgreich Strategien entwickelt haben, wie sie die von den Kunden eingezahlten Gelder so in Finanztöpfe stecken, dass die Kunden nicht oder kaum noch an diese Gelder herankommen. Es sind dies der Schlussüberschussfonds, die sogenannte „freie RfB“ (Rückstellung für Beitragsrückerstattung), die Zinszusatzreserve und die stillen Reserven. Alles in allem waren 2016 233 Milliarden Euro in diesen Töpfen – Tendenz steigend. Theoretisch sind diese Gelder für heutige oder spätere Kundengenerationen vorgesehen, doch kein Lebensversicherter hat einen direkten Anspruch auf eine Beteiligung. Es kann also passieren, dass viele Kunden davon keinen Cent zu sehen bekommen. Die Rubikon-Studie belegt, dass sich seit dem Jahr 1983 wenig geändert hat, als das Landgericht Hamburg (AZ 74047/83) den Lebensversicherungen legalen Betrug ins Stammbuch schrieb.
Weitere Informationen erteilt gerne der Verfasser der Studie:
Informationsdienst für Rente und Alterssicherung
Holger Balodis
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Holger Balodis ist Volkswirt und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den Themen Alterssicherung und Lebensversicherungen. Zusammen mit seiner Frau Dagmar Hühne erstellte er für das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die Untersuchung „Privatrenten als (un-) geeignetes Instrument der Altersvorsorge“ (2014). Bereits 2012 erschien der Spiegel-Bestseller „Die Vorsorgelüge“. 2015 eine kritische Bewertung privater Altersvorsorge in „Garantiert beschissen – der ganz legale Betrug mit den Lebensversicherungen“. Sein jüngstes Werk: „Die große Rentenlüge – Warum eine gute und bezahlbare Alterssicherung für alle möglich ist“ (2017).